LOT-Einzelansicht
Lot 37
Gehäuse
Mattes Fischer
2017
35cm x 28cm
ungerahmt
Mezzotinto auf Kupferdruckpapier
Die Edition hat eine Gesamtauflage von 20


Für eine Gesamtansicht einfach ins Bild klicken.
Um das Werk im Nachverkauf zu kaufen, hier klicken!
zzgl. Aufgeld von 10%
Limitpreis 400€
Ich stelle mir einen sich verjüngenden Schlauch vor, der zu einer Spirale aufgerollt ist. An den Stellen, wo er sich berührt, entstehen Fugen bzw. eine mitlaufende Fuge, ein schmaler Umraum, der nun Zwischenraum ist, eine ebenfalls spiralenförmige Linie.
Ebenso, wie der Körper des Schlauchs bildet auch die Linie keine zentrierte Spirale, wie z. B. ein Kind sie zeichnet oder aus Knete rollt, um ein Schneckenhaus zu zeigen, sondern eine, wie Fibonacci sie mathematisch zu erklären versuchte. Es soll von einem Schlauch und nicht einer/m Röhre/Rohr die Rede sein, weil ich unter einem Schlauch im Gegensatz zu Letzterem eine bewegliche, dehn- und faltbare Membran verstehe, wie ein Darm.
Die Membran meiner Schnecke hat leichte Eindellungen und Ausbuchtungen. Sie ist nicht durchgehend glatt, sondern scheint aus etlichen wabernden Ringgliedern zu bestehen, deren Querschnitt am Hauseingang sichtbar wird. Dieser unregelmäßige Kreis umreißt das Tor zu einem Schlund, in den sich wiederum vieles imaginieren lässt. Es wirkt, als sei etwas Weiches, gar Flüssiges erhärtet und so ist es auch. Während ich hier schreibe, finde ich die Antwort auf eine naive Frage, die ich mir erstaunlicherweise bisher nicht zu beantworten versuchte.
Ein Schneckenhaus wächst gar nicht im Sinne von Ausdehnung. Es wird mit dem Wachstum des Bewohners erweitert, indem jener an der Öffnung kontinuierlich kalkhaltige Substanz absondert – dadurch auch die Glieder.
Erstaunlich, wie im ausgehärteten Hohlkörper das weiche pulsierende Wesen des Insassen noch spürbar ist. Bei einer bloßen vorübergehenden Betrachtung, könnte man meinen, dass der Umraum der Schnecke ein von ihr getrenntes, unabhängiges Gebäude sei, welches lediglich behaust wird. Beim genaueren Hinschauen wird deutlich, dass Haus und Weichtier eins sind bzw. waren, also, dass das Haus ebenso Schnecke ist, wie der schleimige Organismus mit den Stielaugen, der ihn ausfüllt, bald hinauskriecht und sich ausfährt, bald sich zurück- und zusammenzieht. Sogar die Eingeweide sind in dem Kalkbau fest verankert. Stirbt dieses Lebendige, so verschließt es den Ausgang mit einer Tür, welche wiederum die Spirale in sich trägt.
All diese Vorgänge von der Formung bis zum Abschluss finden im Verborgenen statt. Umso größer ist die Lust beim Erahnen und Hineinträumen in ein Gebiet, welches zunächst entdeckt werden muss und eine Idee, die beim Erkunden zu blühen beginnt.